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Meldung

Wolfgang Coy erhält Weizenbaum-Medaille 2018

Das Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) verleiht im Rahmen der FIfF-Konferenz in Berlin die Weizenbaum-Medaille 2018 an Prof. Dr. Wolfgang Coy für seine außerordentlichen Verdienste um das Themengebiet Informatik und Gesellschaft.

Die Gesellschaft für Informatik gratuliert seinem Fellow, der den Fachbereich "Informatik und Gesellschaft" mit ins Leben gerufen hat und sich hier stark einbringt - zuletzt bei der Überarbeitung der Ethischen Leitlinien der GI. Wolfgang Coy ist Professor (i. R.) für Informatik in Bildung und Gesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er hat das Fach Informatik und Gesellschaft in Forschung und Lehre einzigartig, beispielhaft und maßgeblich ausgestaltet unter Einbeziehung wissenschaftstheoretischer, sozial- und kulturgeschichtlicher, medientheoretischer, fachdidaktischer, ethischer und philosophischer Gesichtspunkte.

Digitale Technologien, die auf informatischen Systemen basieren, durchdringen immer mehr Lebens- und Arbeitsbereiche. Wolfgang Coy ist ein kenntnisreicher und kritischer Geist, der diesen Wandel begleitet. Er ist einer der Wissenschaftler, die mit einem fundierten technischen Verständnis die damit verbundenen gesellschaftlichen Prozesse kritisch analysieren. Wolfgang Coy zeigt in seinen Arbeiten, dass die sogenannte Digitalisierung einen allumfassenden kulturellen Wandel mit sich bringt.

Das FIfF stiftet den Weizenbaum-Preis in Erinnerung an den Wissenschaftler, Informatik-Pionier und GI-Ehrenmitglied Professor Dr. Joseph Weizenbaum, der über Jahrzehnte hinweg einen kritischen Blick auf die Entwicklungen und Auswirkungen der Informatik geworfen und seine Standpunkte streitbar vorgetragen hat. Die Preisverleihung findet am 29. September 2018 um 18.30 Uhr im Mathematik-Gebäude der Technischen Universität Berlin statt.   

Zur Person von Wolfgang Coy   

Nach dem Studium der Elektrotechnik, Mathematik und Philosophie an der Technischen Hochschule Darmstadt mit dem seltenen Abschluss 1972 als Diplomingenieur der Mathematik (Dipl.-Ing. math.) promovierte Wolfgang Coy 1975 zum Dr. rer. nat. mit einer Dissertation über die Komplexität von Hardwaretests. Außerdem war er wissenschaftlich an den Universitäten Dortmund, Kaiserslautern und Paris VI tätig, wobei er sich in dieser Zeit vor allem mit Themen der Theoretischen Informatik befasst hat.   

Wolfgang Coy hat 1979 einen Ruf an die Universität Bremen angenommen, wo er sich zusammen mit den anfangs sehr wenigen Kollegen maßgeblich am Aufbau des Studiengangs Informatik beteiligt hat. In dieser Zeit sind neben vielen weiteren Veröffentlichungen einige Bücher entstanden, die seinen fachlichen Wandel hin zu Rechnerarchitektur, Softwaretechnik und Künstliche Intelligenz verdeutlichen, der insbesondere auch dem Lehrbedarf an der Universität Bremen geschuldet war, aber auch bereits seine Hinwendung zu Fragen von Informatik und Gesellschaft sowie der Theorie der Informatik aus wissenschaftstheoretischer Sicht.  

1996 folgte er einem Ruf an die Humboldt-Universität. Er hat das Fach Informatik und Gesellschaft in vorbildlicher Weise vertreten, wobei er in Forschung und Lehre wissenschaftstheoretische, sozial- und kulturgeschichtliche, medientheoretische, fachdidaktische, ethische und philosophische Aspekte einbezogen hat. Die Publikationen einschließlich mehrerer Bücher, die in den Berliner Jahren entstanden sind, spiegeln seine Arbeit wider.

Zum Namensgeber des Preises

Joseph Weizenbaum wurde am 8. Januar 1923 in Berlin geboren. 1935 musste er mit seiner Familie das nationalsozialistische Deutschland verlassen, studierte in den USA Mathematik und arbeitete ab 1955 bei General Electric an einem frühen Computersystem für die Bank of America mit. 1963 wurde Joseph Weizenbaum Visiting Professor, 1964 Associate Professor und 1970 ordentlicher Professor für Computer Science (Informatik) am Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo sowohl seine Arbeiten zu ELIZA entstanden als auch sein wegweisendes Buch Computer Power and Human Reason – From Judgement to Calculation (Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft). Ab den 70er-Jahren intensivierten sich seine Kontakte nach Deutschland mehr und mehr.   

Lange vor der Gründung von CPSR (Computer Professionals for Social Responsibility) in den USA und vom FIfF nahm er deutlich Stellung gegen den Vietnamkrieg und den Bau von Anti-Ballistic-Missile-Systemen. Als in den 80er-Jahren die Kritik an SDI (Strategic Defense Initiative) laut wurde, war er einer der Protagonisten dieser Kritik. 1996 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Berlin. 2001 wurde Joseph Weizenbaum das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Er ist Ehrendoktor der Universitäten Bremen und Hamburg, Doctor of Humane Literature des US-amerikanischen Webster College sowie Ehrenmitglied der Gesellschaft für Informatik (GI). Ihm wurden der Norbert Wiener Prize der Computer Professionals for Social Responsibility und ein Lebensleistungs-Preis vom Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung verliehen. Seit 2017 ist er Namenspate für das Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft.

Wolfgang Coy, (c) GI