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Meldung

Die GI trauert um Jürgen Friedrich

Der ehemalige Professor der Universität Bremen baute im Fachbereich Mathematik/Informatik das Lehr- und Forschungsgebiet „Informatik und Gesellschaft“ in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf. Seine 1986 besetzte universitäre Professur war die erste in diesem Bereich der deutschsprachigen Informatik. Zuvor hatte er von 1976 an eine einschlägige Forschungsgruppe an der Universität Dortmund als eigenständiger wissenschaftlicher Mitarbeiter betreut. 

Nach dem Studium der Nachrichtentechnik und Technischen Informatik an der RWTH Aachen studierte Jürgen Friedrich Sozialwissenschaften und Ökonomie an der Freien Universität Berlin und promovierte dort 1979 mit dem Thema „Soziologie und Kybernetik“, womit sich seine Arbeitsinteressen von der Technik zu ihren gesellschaftlichen Wirkungen und Folgen verschob. Ein Schwerpunkt seiner Interessen lag auf der Veränderung der Arbeitssituationen unter dem Einfluss digitaler Technologie, insbesondere auf den Anforderungen an konkrete Arbeitsplätze, soweit diese durch die Rechentechnik und Datenverarbeitung verändert oder gar aufgelöst wurden („Computergestützte Gruppenarbeit“ CSCW).

Im Fortgang seiner Arbeit war er Gründungsmitglied des Technologiezentrums Informatik (TZI) der Universität Bremen, dessen späterer Sprecher er vorübergehend wurde. 1997 wurde er zum Vorsitzenden der Gründungskommission für den hochschulübergreifenden internationalen Studiengang Digitale Medien bestimmt. Von 2001 bis 2012 war er Mitglied im Vorstand des „Zentrums für Multimedia in der Lehre“ der Universität Bremen.

Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit in Bremen hielt er Vorlesungen in China - ab 2004 als Gastprofessor an der Technischen Universität Guangdong und seit 2017 auch als Gastprofessor an der Tongji-Universität in Shanghai. Prof. Dr. Friedrich war treibende Kraft und einer der vier Herausgeber des ersten deutschsprachigen Lehrbuchs “Informatik und Gesellschaft” (1995).

Jürgen Friedrich war über 40 Jahre lang Mitglied der GI und in den Fachgruppen Informatik und Computergeschichte (Fachbereich Informatik und Gesellschaft), Software-Ergonomie (Fachbereich Mensch-Computer-Interaktion) und Virtuelle Realität und Augmented Reality (Fachbereich Graphische Datenverarbeitung) aktiv. Er starb im Alter von 76 Jahren an den Folgen eines Unfalls.