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Meldung#GI50Informatik und Gesellschaft

Der Mensch im Zeitalter der Digitalisierung

Big Data, Künstliche Intelligenz und Robotik bergen Potenziale, die unser bisheriges Verständnis von Wahrhaftigkeit, Körperlichkeit und physischen Grenzen der Leistungsfähigkeit – kurz: von Humanität – infrage stellen. In der Tagung "Das 'humanum' im Zeitalter der Digitalisierung" der Politischen Akademie Tutzing in Zusammenarbeit mit der GI wurde über die Auswirkungen der technischen Entwicklung auf den Menschen gesprochen, von der Arbeit bis zur Liebe.

Die Digitalisierung ist ein lebensumgreifendes Phänomen. Aber müssen wir deshalb gleich unser Verständnis von Humanität hinterfragen? Schließlich ist technischer Fortschritt, der sich tiefgreifend auf das Leben der Menschen aus- wirkt, nichts Ungewöhnliches. Auf der anderen Seite bergen Big Data, Künstliche Intelligenz und Robotik Potenziale, die geeignet sind, unser bisheriges Verständnis etwa von Wahrhaftigkeit, Körperlichkeit, Sinnstiftung in der Arbeitswelt und den physischen Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit in seinen Grundfesten zu erschüttern.

In einer zweitägigen Tagung "Das 'humanum' im Zeitalter der Digitalisierung" am 13. ud 14. September hat die Akademie für Politische bildung Tutzing in Zusammenarbeit mit der Regioanlgruppe München der Gesellschft für Informatik, der Fachgruppe "Ethik und Inforamtik" und der Initiative D21 gemeinsam mit Informatikern und Nichtinformatikern Fragen der technischen Entwicklung und ihrer möglichen Auswirkungen auf das Menschsein diskutiert.

Karl Teille, Leiter des Instituts für Informatik an der AutoUni der Volkswagen AG und Mitglied im Wirtschaftsbeirat der GI, geht davon aus, "dass wir in Zukunft in scharf umrissenen Kontexten Rechner bauen werden, die an die Fähigkeiten des Menschen heranreichen. Das ist eine große Chance". Digitalen Assistenten werden in der Lage sein, menschliches Verhalten zu simulieren - allerdings nur in einem begrenzten Aufgabengebiet. "Wenn der Kontext wechselt, kann sich eine Künstliche Intelligenz nicht anpassen", sagt Teille. So könne ein guter menschlicher Schachspieler sein Wissen in kurzer Zeit auf das Spiel Go anwenden. Der beste Schachcomputer der Welt sei jedoch nicht in der Lage, Go zu lernen.

Im Bereich Big Data sieht Christina B. Class von der Ernst-Abbe-Hochschule  Jena und Sprecherin des Fachbereichs "Informatik und Gesellschaft" in der GI vor allem die Möglichkeiten des Social Screenings kritisch. Durch das Sammeln von Informationen aus den sozialen Medien seien Nachteile bei Jobbewerbungen und Visaanträgen zu erwarten. In Kombination mit Gesichtserkennungssoftware weitet sich die Überwachung auf die reale Welt aus - und verändert das Menschenbild. "Der Algorithmus kann Menschen noch Jahre später beispielsweise im Job schaden. Diese Brisanz wird bisher nicht erkannt", sagt Class.

Weitere Informationen und Stimmen aus der Veranstaltung finden Sie auf der Seite der Politischen Akademie Tutzing.

 

Alexander von Gernler, Vize-Präsident der GI eröffnet die Tagung in Tutzing